Welche Tänze tanzen wir?

Die Mutter des Swing: Lindy Hop 

Lindy Hop ist der Tanz, der die Swing-Musik seit ihrem Entstehen begleitet hat. Als Lindy Hop Ende der 1920er entstand, war er noch stark vom Charleston geprägt. Auch die Swing-Musik dieser Zeit hatte noch starke Anleihen im Hot Jazz der Golden Twenties. Der New Yorker Stadtteil Harlem und insbesondere der Savoy Ballroom gelten als Geburtsstätten dieses Tanzes.

Atemberaubende Würfe und Drehungen, dazu pfeilschnelle Beinarbeit und pure Lebensfreude – all das vereint Lindy Hop. Der Swing-Tanz hat aber noch mehr zu bieten: Es wird improvisiert, und es gibt keine festen Tanzpartner.

Wenn Lindy-Hop-Profis über die Tanzfläche sausen, kann einem schon beim Zusehen schwindelig werden. Zum Glück geht das Ganze auch eine Nummer ruhiger. Aber egal in welchem Tempo, beim Lindy Hop stehen der Spaß am Tanz und die Lebensfreude im Vordergrund.  

Die Wurzeln des Lindy Hop liegen im Charleston, Break-Away und Stepptanz, aber auch anderen Jazz-, traditionellen westafrikanischen, und auch europäischen Tänzen.

Als Gesellschaftstanz wird er vor allem zu zweit getanzt, wobei der Spaß an der Harmonie, dem Austausch von Bewegungsideen während des Tanzes und an der Musikinterpretation im Vordergrund steht.

Der Tanz entstand Ende der 1920er-Jahre in den großen Ballsälen New Yorks zur Musik der Big Bands, die die Jazzmusik zur orchestralen Swing-Musik weiterentwickelten.

Eine besondere Bedeutung kommt dem damals größten Ballsaal, dem Savoy Ballroom in Harlem zu. Er war für alle Bevölkerungsschichten und Hautfarben offen, ein Schmelztiegel verschiedenster Tanzkulturen, in dem sich der Lindy Hop zu einer besonderen Attraktion entwickelte. Er zog Prominenz und High Society ins Savoy, was ihm über Harlem hinaus Beachtung verschaffte.

Er gilt als Ursprung des Swing-Tanzes und ist Vorläufer von Jive, Boogie-Woogie und Rock ’n’ Roll.

Im Unterschied zu vielen Standardtänzen lebt Lindy Hop vom Improvisieren, von der Musikinterpretation und vom Austausch verschiedener Bewegungsideen während des Tanzes. Richtig ist vor allem, was Spaß macht und die Tanzpartner miteinander kommunizieren lässt.

Man schaut sich gegenseitig Bewegungen ab und tanzt sie zeitversetzt selbst. Oder man lässt seinen inneren Impulsen freien Lauf und erfindet spontan ganz neue Schritte.

Grundfiguren gibt es trotzdem. Sie heißen „Swingout“ oder „Texas Tommy“ und werden von einem der beiden Tanzpartner, dem „Leader“, geführt. Dabei darf die Dame auch mal sagen, wo es auf dem Parkett lang geht.

Feste Paare gibt es übrigens nicht, auf Partys wechselt man nach zwei bis drei Stücken seinen Tanzpartner.

Der Fitnessfaktor von Lindy Hop ist enorm: Man kommt nicht nur mächtig aus der Puste. Der mal lässig, mal wild ausgelebte Tanz steckt auch voller Energie und Humor – und das macht sich meist in ausladenden Bewegungen bemerkbar. Arme, Beine, Hüfte, Po, Mund und Augen sind beteiligt. Neben diversen Muskeln werden so unter anderem Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit trainiert.        

Es gibt etliche Geschichten darüber wie der Name ‚Lindy Hop‘ erfunden wurde. Die meisten Erzählungen stimmen darin überein, dass Charles Lindberghs Flug über den Atlantik von New York nach Paris der Anlass war: Die Schlagzeile des Sommers 1927 lautete ‚Lucky Lindy Hops the Atlantic‘. Lindberghs Rückkehr nach New York wurde von Millionen von Menschen enthusiastisch gefeiert.

Tanz und Musik haben sich zusammen weiterentwickelt und in der zweiten Hälfte der 1930er den großen Durchbruch erlebt. Lindy stammt aus der afro-amerikanischen Kultur und wurde für beinahe ein Jahrzehnt fast ausschließlich von Schwarzen getanzt.

Die Erdverbundenheit afrikanischer Tänze, fließende, horizontale Bewegungen, schnelle Beinbewegungen, Kicks und kleine Sprünge sind typisch. ‚Breakaways‘ oder ‚Swing-Outs’geben den Partnern die Möglichkeit einzeln zu tanzen und zu improvisieren.

Für Shows und Wettbewerbe kamen Ende der 1930er Jahre ‚Airials‘ (oder ‚Air Steps‘) auf, Akrobatiken, die den Tanz zusammen mit rasend schneller Musik sehr spektakulär aussehen lassen. In dieser Form ist Lindy-Hop in vielen Filmen zu sehen.

Seit dieser Zeit sind Dutzende anderer Swing-Tänze entstanden, die alle direkt oder indirekt vom Lindy Hop stammen.

Lindy Hop hat sich jedoch durch alle Jahrzehnte erhalten und erlebt seit Ende der 1980er zusammen mit der Musik ein Comeback.

Der größte Unterschied zu allen späteren Tänzen liegt im Tanzstil. Technisch gesehen basieren alle Nachfolger auf Grundfiguren, die 1 1/2- Takte lang sind (6-Counts), während im Lindy bevorzugt Elemente über zwei volle Takte (8-counts) getanzt werden.

Balboa:

Balboa ist ein sehr eleganter und geschmeidiger Tanz, der es erlaubt, auch zu schneller Musik noch entspannt zu tanzen. Die enge Verbindung zwischen den Partnern ist charakteristisch für Balboa. Es lohnt sich für jeden, der an Swing-Tanz interessiert ist, das auszuprobieren: Geschlossene Position, offene Position, schnelle Drehungen, Rhythmus-Variationen, mit dem Partner über das Parkett fegen… „A dancer’s dance.“ In den letzten Jahren ist die Balboa-Szene stark gewachsen.

ShimSham:

Der Shim Sham war ursprünglich eine Stepptanzchoreographie, die von Leonard Reed (1907-2004) und Willie Bryant 1928 kreiert wurde. Shim Sham ist eine Art Reihentanz, (linedance), der an die Ursprünge des Swings erinnert. Er gehört zum Repertoire vieler Lindy Hop Tänzer, und wird dort bei vielen Veranstaltungen als Abschlusstanz oder auf dem Höhepunkt einer Feier getanzt. In den späten 1920er Jahren und in den 1930ern kamen am Ende einer Vorstellung alle Tänzer, Musiker und Sänger auf die Bühne und tanzten zusammen Shim Sham. Es gibt nicht eine bestimmte Choreographie, sondern viele verschiedene. Allerdings wenn man eine Gruppe, die aus unterschiedlichen Orten stammen, Shim Sham tanzen sieht, erkennt man viele ähnliche Schritte. Frankie Manning und Dean Collins entwickelten einige Varianten. Frankie Manning verbreitete eine nicht gesteppte Version in der Swinggemeinschaft. Shim Sham ist ein Tanz mit zehn Schrittfolgen, die jeweils 4 Takte dauern. So wird eigentlich nur der erste Teil eines Songs verwendet. Jeder wechselt am Ende zum normalem Swing. Also ….. „ Let’s do the shim shaming“